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Verteidigungsminister: „Derzeitige Armee ist nicht mehr finanzierbar“

Minister Gerald Klug hat am Donnerstag seinen Kommandanten vorgerechnet, dass das Bundesheer am Ende seiner Leistungsfähigkeit ist. Heuer gibt es radikale Einschnitte – künftig ein Budget, das sich auf wenige Funktionen konzentriert

Graz – Verteidigungsminister Gerald Klug ist kein Freund langer Reden. In der Kommandantenbesprechung, zu der am Donnerstag die höheren Truppenoffiziere des Bundesheeres im Grazer Streitkräftekommando versammelt wurden, sprach er sehr knappen Klartext: „Der Umfang und die Leistungsfähigkeit einer Armee sind direkt von ihrem Budget abhängig. Fakt ist: Die derzeitige Armee ist mit dem künftigen Budget nicht mehr finanzierbar. Ab dem Jahr 2015 müssen wir also Strukturmaßnahmen setzen, wenn wir den Betrieb aufrechterhalten wollen.“

Aber: Klug hat nicht bis 2015 Zeit. Die ersten Sparmaßnahmen müssen sofort gesetzt werden – und zwar indem laufende Beschaffungen gestoppt und neue aufgeschoben werden. Konkret betroffen sind:

Kasernensanierungen: Die Standorte Klagenfurt, Salzburg, Wiener Neustadt und Zwölfaxing können erst zu einem „späteren Zeitpunkt“ renoviert werden. Eingespart werden dadurch zehn Millionen Euro.

Hubschrauber: Das Bundesheer müsste die nach der Katastrophe von Galtür vor genau 15 Jahren beschafften Transporthubschrauber S-70 „Black Hawk“ modernisieren. Das entsprechende Programm wird gestoppt – das bringt sechs Millionen Euro. Drei weitere S-70 sollten beschafft werden, doch die dafür nötigen 50 bis 90 Millionen Euro sind in absehbarer Zeit nicht vorhanden.

Allschutzfahrzeuge: Die relativ moderne Flotte von leicht gepanzerten Allschutzfahrzeugen „Dingo“ sollte um 36 Fahrzeuge (Kostenpunkt circa eine Million Euro pro Stück) ergänzt werden. „Nicht machbar“, heißt es nun vom Minister.

Ungepanzerte Fahrzeuge: Beim Bundesheer ist es üblich, Fahrzeuge möglichst lang in Betrieb zu halten, da für Nachbeschaffung nur schwer Geld aufzutreiben ist. Die ständigen Reparaturen alter Autos treiben die Kosten hoch. Klugs Anordnung: Instandhaltungsarbeiten einstellen, Autos ausscheiden. Das spart 2,5 Millionen Euro. Aber: Ersatz gibt es so bald nicht. Die geplante Beschaffung von Ersatz für Pinzgauer und Puch G wird auf zwei Tranchen aufgeteilt, was das aktuelle Budget um fünf Millionen entlastet.

Luftstreitkräfte: Hier soll der „Aufwand reduziert“ und „Lagerkapazitäten umsichtig abgebaut“ werden – und das ohne Einschränkung der Luftraumüberwachung. Sparvolumen: fünf Millionen Euro. Allerdings: Auch hier stehen wichtige Modernisierungen (vor allem bei den über 40 Jahre alten Saab-105) an – das Geld dafür fehlt.

Übungsbetrieb: Die für heuer angesetzte Großübung „Amadeus 2014“ unter internationaler Beteiligung wird in ihrem Umfang um ein Viertel reduziert. Sie abzusagen wäre eine Blamage gewesen. Nun soll die Sparvariante um eine Million Euro billiger kommen.

Verwaltung: „Überstunden, Journaldienste, Sachaufwand“ (zu Letzterem zählen auch Zeitsoldaten) sollen reduziert werden – Klug erhofft sich aus diesem Titel rund zehn Millionen Euro.

Sport: Auch der Sport-Teil des Klug-Ministeriums muss bluten: 2,9 Millionen spart der Minister aus diesem Titel.

Klug: „All diese Vorhaben werden durch eigens angesparte Rücklagen finanziert. Wir sind am Boden des Fasses angekommen.“ (Conrad Seidl, DER STANDARD, 28.2.2014)

 

“Am Boden des Fasses“: Wo das Heer spart

Um den Betrieb aufrechterhalten zu können, muss das Bundesheer seine Rücklagen aufbrauchen. SP-Verteidigungsminister Gerald Klug warnt: „Wir sind auf dem Boden des Fasses angekommen.“ Noch in diesem Jahr müssen rund 42,5 Millionen Euro eingespart werden.

DiePresse.com gibt einen Überblick über die Sparmaßnahmen.

Sparsumme – Die Sparsumme schlüsselt sich folgendermaßen auf: An die 11 Millionen Euro sollen im Bereich Personal eingespart werden, 8,7 Millionen Euro entfallen auf den Betrieb. Der Bereich Bauvorhaben und Sanierungen muss mit rund 10 Millionen Euro weniger auskommen, bei den Beschaffungen sollen zumindest 12,7 Millionen Euro wegfallen.

Personal – Vorranging ist die Senkung der Verwaltungskosten und Einsparungen bei der Grundorganisation, worunter beispielsweise Überstunden, Journaldienste und der Sachaufwand zählen. Auch der Umfang der Großübung „Schutz/Amadeus 2014“, die im Juni stattfinden wird, wird um etwa ein Viertel reduziert.

Bauvorhaben/Sanierungen – Zahlreiche Bauvorhaben werden verschoben. Davon betroffen sind etwa die Sanierung der Unterkünfte in der Heerestruppenschule im niederösterreichischen Zwölfaxing und der Flugfeld-Kaserne in Wiener Neustadt. Auch die Arbeiten in Klagenfurt und an der Schwarzenberg-Kaserne in Salzburg (Bild) werden länger dauern als ursprünglich geplant.

Betrieb – Vor allem bei den Luftstreitkräften wird der Aufwand reduziert – beispielsweise in puncto Treibstoffkapazitäten. Auch Lagerkapazitäten werden in allen Bereichen umsichtig abgebaut. Zudem sollen ältere Fahrzeuge früher ausgeschieden und nicht sofort ersetzt werden, um die Instandhaltungskosten zu senken. 

Keine Einschränkungen soll es hingegen beim Flugbetrieb geben. Die Eurofighter-Trainingsflugstunden werden somit wie gehabt fortgesetzt.

Beschaffung – Im Bereich Beschaffung soll dreiteilig gespart werden: Zunächst wird der Ersatz von Fahrzeugen (Pinzgauer und Puch G) auf zwei Tranchen aufgeteilt, wodurch rund fünf Millionen Euro eingespart werden sollen.

Die Modernisierung der Transporthubschrauber S-70 „Black Hawk“ wird 2014 nicht umgesetzt.

Außerdem wurden zusätzliche Beschaffungen – es hätten drei Transporthubschrauber S-70 „Black Hawk“ und 36 Allschutztransportfahrzeuge „Dingo“ gekauft werden sollen – abgesagt.

Ausnahmen – Nicht angerührt werden sollen die Auslandseinsätze, der Katastrophenschutz und die Wehrpflichtreform. Abgesehen davon müsse „die gesamte Aufgabenstellung inklusive aller Fähigkeiten ohne Tabus hinterfragt werden“, sagt Klug.

die presse.com

derstandard.at: Klug: Afrika-Einsatz „auf der Agenda“

Aufstockung in Mali und Beteiligung an Zentralafrika-Mission möglich

München/Wien  – Nach der beschlossenen Aufstockung seiner Bosnien-Mission prüft das Verteidigungsministerium auch Engagements in Mali oder der Zentralafrikanischen Republik. Ein Engagement in Afrika sei „selbstverständlich auf der Agenda“, sagte Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) am Samstag am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Auch die Kosovo-Mission könnte um 100 bis 130 Soldaten verstärkt werden.

Klug nahm am Samstag an einem vom Franzosen Jean-Yves Le Drian ausgerichteten Arbeitsfrühstück mehrerer EU-Verteidigungsminister teil. Dabei sei es vor allem um Friedenseinsätze in Afrika gegangen. „Wir prüfen in diesem Zusammenhang zur Stunde mehrere Aufgabenstellungen“, berichtete Klug vor österreichischen Journalisten. Einerseits könnte es ein intensiveres Engagement in Mali geben, wo das Bundesheer bereits mit neun Ausbildnern engagiert ist, oder eine Beteiligung an der neuen EU-Übergangsmission für die Zentralafrikanische Republik.

Die Lage in den beiden afrikanischen Ländern unterscheide sich „deutlich“, sagte Klug. Während es in Mali mittlerweile wieder ein „funktionierendes Gewaltmonopol“ gebe, sei die Lage in der Zentralafrikanischen Republik instabiler. Dort gebe es „einen religiös motivierten Konflikt, der durchaus Ansätze von Völkermordentwicklungen haben kann“. Am Vortag hatte bereits UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon in einem Gespräch mit Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) in München von einer „sehr ernsten“ Lage in Zentralafrika gesprochen und Österreich zu einer Beteiligung an der EU-Mission für das Land ermuntert.

Klug ließ jedoch durchblicken, dass sich das Bundesheer nicht in größerem Maße in Afrika engagieren wird. Als mögliche Beteiligungsformen erwähnte er die Entsendung von Stabsoffizieren oder eine Tätigkeit im Hauptquartier. Nicht ausgeschlossen sei, dass es sowohl eine Aufstockung der Mali-Mission als auch eine Beteiligung am Zentralafrika-Einsatz geben werde.

Konkrete Pläne für Bosnien

Konkreter scheinen die Pläne zur einer Aufstockung der Kosovo-Mission (derzeit 389 Soldaten). „Denkbar ist eine Spanne von 100 bis 130 Soldaten“, sagte Klug. Die Entscheidung darüber dürfte innerhalb von zwei Wochen fallen. Rechnet man die bereits beschlossenen zusätzlichen 130 Soldaten für Bosnien-Herzegowina hinzu, würden noch 40 bis 70 Soldaten auf das im Regierungsprogramm vereinbarte Ziel von 1.100 Soldaten in Auslandseinsätzen fehlen.

Der Verteidigungsminister will sich diesbezüglich aber nicht drängen lassen. Schließlich sei jede Entscheidung für ein Auslandsengagement „eine Entscheidung, wo es auch um das Leben meiner Soldatinnen und Soldaten geht“, sagte der SPÖ-Politiker. Daher müsse gründlich geprüft werden, ob das Bundesheer „militärisch in der Lage“ für einen Militäreinsatz sei und dieser auch strategisch sinnvoll sei. Einen Zugang, wo es nur um ein „rein mathematisches Zusammenrechnen“ gehe, „trage ich nicht mit“, sagte Klug. Darüber hinaus sei ihm „wichtig, dass wir uns eine politische Elastizität für aktuelle Lageentwicklungen erhalten“. (derstandard.at)

Alles für die Rekruten

Die Regierung will den Grundwehrdienst verbessern – und verfehlt das Thema

Zum Kriegführen braucht man, eines Bonmots Raimondo Montecuccolis (1609-1680) zufolge, drei Dinge: Erstens Geld, zweitens Geld und drittens Geld.

Auch kann es nicht schaden, wenn man zudem über ein strategisches Konzept verfügt. Was aber braucht man, wenn man keinen Krieg führen will?

Wenn man bloß ein bisschen Landesverteidigung betreiben will. Man braucht dieselben Dinge – vielleicht etwas weniger Geld, aber ganz ohne wird es nicht gehen. Man kann das teilweise durch Strategie ausgleichen, wenn man an dieser entsprechend arbeitet. Österreich spart beim Militär gern am Geld – und leistet sich dafür lange Diskussionen über die geeignete Strategie für unser kleines, neutrales und von ziemlich unaggressiven Nachbarn umgebenes Land. Dabei gibt es durchaus Konzepte, die für die österreichische Landesverteidigung umsetzbar wären. Man müsste sie halt entschlossen anwenden. Den Grundsatz gibt die Verfassung vor: Ihr zufolge ist die Landesverteidigung nach dem Milizprinzip einzurichten. Das bedeutet, dass man Soldaten ausbildet und regelmäßig weiter beübt, um im Ernstfall die ganze Einsatzarmee einberufen zu können. Das ist – wie die Schweiz vorzeigt – relativ kostengünstig, weil man kaum Berufssoldaten braucht und zivile und militärische Kompetenzen bei den Milizeinheiten optimal bündeln kann. Von diesem Milizprinzip ist in der aktuellen_Diskussion allerdings wenig zu hören. Seit die Volksbefragung für die Wehrpflicht ausgegangen ist, wird das Bundesheer nur noch unter dem Aspekt betrachtet, wie man den Grundwehrdienst optimieren könnte. Das greift aber zu kurz: Nach dem Milizprinzip hat der Grundwehrdienst ja nur die Funktion einer Rekrutenschule. Ja, die Grundausbildung in so einer Rekrutenschule muss gut funktionieren. Aber man darf nicht so tun, als wäre diese Ausbildung das eigentliche Bundesheer. Diesem Irrtum unterliegen aber weite Teile der Regierungsparteien – für viele ÖVP-Anhänger war die Vorstellung, in einem mit Grundwehrdienern befüllten Heer gäbe es genügend helfende Hände für den Katastrophenfall, wohl überhaupt die entscheidende Motivation, für die Wehrpflicht zu stimmen. Tatsächlich ist eine Konzentration auf den Grundwehrdienst aber eine Themenverfehlung.

Das Bundesheer, verstanden als Milizheer, braucht die Grundwehrdiener zwar als Rekrutierungsbasis für die Miliz. Es braucht aber vor allem Soldaten, die sich zu mehr als dem gesetzlichen Grundwehrdienst verpflichten – und zwar ohne gleich auf eine Lebensstellung beim Bundesheer zu schielen. So – und nach bisherigen Erkenntnissen: nur so – lässt sich ein flexibel aufbietbares und flexibel einsetzbares Bundesheer zu erträglichen Kosten aufstellen. Wenn man der Miliz Priorität gibt, dann ergibt es sich automatisch, wie die finanziellen Mittel zu verteilen sind: primär für die Ausbildung zum Milizsoldaten – und für dessen Ausrüstung. Bei einem Kassensturz, der inzwischen wieder einmal fällig wäre (das Parlament hat Anspruch, regelmäßig ein Weißbuch zu erhalten), könnte sich zeigen, dass man dafür mehr Geld als bisher brauchen wird. Aber es würde sich auch zeigen, wo derzeit zu viel Geld hingeht (nämlich für Berufssoldaten in höheren Rängen). Und dann könnte man darangehen, umzusetzen, was die Verfassung vorschreibt.

derstandard.at

Eine Task-Force für mehr Menschlichkeit beim Heer

Schluss mit brutalen Ausbildungsmethoden, rüdem Kasernenton, rechtsextremen Umtrieben: Gerald Klug schafft in seinem Ressort ein Zentrum für adäquaten Führungsstil beim Militär

Eine klare Führungskultur statt Sitten wie beim Nahkampf im Dschungel. Eine moderne Armee in der Mitte der Gesellschaft ohne Pardon für Rechtsextremisten: Das will Gerald Klug (SPÖ) für den gesamten militärischen Kader sicherstellen – und erst recht für die Grundwehrdiener, also alle Burschen, die vom Staat sechs Monate lang eine Uniform verpasst bekommen. Zu diesem Zweck hat der neue Verteidigungsminister dem Generalstab nun per Weisung mit der Aktenzahl 238/2013 angeordnet (die dem Standard vorliegt), sich an eine Art Task-Force zu machen, die beim Bundesheer „menschenorientierte Führung“ und „wehrpolitische Bildung“ gewährleisten soll.

Ziel der Operation: Bis Ende Mai soll ein erstes Konzept stehen, wie beim Militär schneller Fehlentwicklungen entgegengesteuert werden kann. Doch Klug geht es nicht nur um bessere interne Kontrolle, sondern auch darum, die Armee als „moderne Einsatzorganisation zu positionieren“ samt „konstruktiv-kritischem Austausch“ mit diversen Bereichen der Zivilgesellschaft, nachdem sich das Wahlvolk mit 60 Prozent recht deutlich für den Erhalt der Wehrpflicht ausgesprochen hat.

Damit kommt Klug in einem ersten Schritt auch bereits dem Endergebnis der Wehrdienstreform zuvor, an der er und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) noch bis Ende Juni arbeiten, ehe im Herbst erste Maßnahmen für die Rekruten greifen sollen. Mikl-Leitner hat Klug bereits öffentlich ausgerichtet, dass sie sich in Bälde eine Weisung des Ministers an alle Kommanden erwartet, die für einen respektvollen Umgang mit den Rekruten sorgen soll.

Doch für Klug greift das zu kurz, er erklärt jetzt in Richtung seiner Regierungskollegin: „Wertschätzung und Wir-Gefühl kann man nicht von oben verordnen. Aber man kann, zum Beispiel, durch den neuesten Stand bei den Methoden der Ausbildung dafür sorgen, dass unsere Ausbildner hervorragende Arbeit leisten – und das werden wir sicherstellen.“

Analog zum „Zentrum für Innere Führung“ der deutschen Bundeswehr schwebt dem Heeresminister vor, dass sich auch hierzulande Rekruten wie Soldaten neben der Beschwerdekommission an die neu zu schaffende Ansprechstelle wenden können – „mit Interessen, Anliegen und Anregungen“. Dazu sollen die Sprecher der Grundwehrdiener, die die Rekruten für die Zeit beim Wehrdienst wählen können, aufgewertet werden. Für das neue Gremium mit dem Arbeitstitel „Zentrum für menschenorientierte Führung und wehrpolitische Bildung“ will Klug außerdem einen eigenen Beauftragten ernennen, der dem Minister periodisch Berichte zur Lage der Soldaten vorlegt – für den Posten kommt eine honorige Persönlichkeit des Bundesheeres infrage oder ein externer Fachmann.

Befehlston bleibt

Im Zentrum selbst soll das bereits bestehende Know-how und die Manpower des Bundesheeres zum Thema gebündelt werden, von den wissenschaftlichen wehrpolitischen Analysen der Militärakademie bis zur Praxiserfahrung von Supervisoren und Coaches beim Streitkräftekommando.

Die Vorteile: So können auch Führungskräfte über das Zentrum bequem fortgebildet werden, und: Das Ganze erfordere kaum Mehraufwand, also zusätzliche Kosten.

Klar ist freilich schon: Höfliche Bittgesuche stellen die Ausbildnern an die Rekruten auch in Zukunft nicht, denn: „Ein gewisser Befehlston hat beim Militär sicher seine Berechtigung“, so Klug. Immerhin gehe es beim allfälligen Ernstfall um Katastrophenbekämpfung und die Abwendung von Gefahren. Aber eines stellt der Minister auch klar: „Sinnloses  Anschreien und Schikanen sind Unsitten, die ein für allemal unterbunden gehören!“(Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 20./21.4.2013)

derstandard.at: Präsenzdiener wollen mehr Sport und mehr militärische Ausbildung

Umfrage unter Grundwehrdienern im Auftrag des neuen Verteidigungsministers

Wien – Grundwehrdiener wünschen sich für die Zeit beim Militär mehr Sport und mehr militärische Ausbildung. Das sind die ersten Tendenzen aus einer vom Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) initiierten Umfrage unter allen Rekruten. Die rund 11.000 Männer wurden gefragt, wie man den Grundwehrdienst attraktivieren könnte. Das Gesamtergebnis soll in den nächsten Wochen fertig werden, berichteten am Freitag die U-Bahn-Zeitung „Heute“ und das Ö1-„Morgenjournal“. (APA, 29.3.2013)

kurier.at: Wie die Armee in Schuss kommt

Abrüster erklären dem Minister, wo Grundwehrdiener der Schuh drückt.

Zwischen Stacheldraht und Öl-Tonnen steht ein Auto im Schnee. Die jungen Soldaten sollen kontrollieren, was damit los ist. Wer sind die Passagiere? Haben sie Waffen?

Kalter Wind bläst über den Kasernenhof, aber die Rekruten hat das nicht zu stören. Die Uniform ist winterfest, und das Training an der improvisierten Straßensperre gehört für Garde-Soldaten in der Wiener Maria-Theresien-Kaserne zum Stundenplan. Alltag eben.

Weit ungewöhnlicher ist da schon das Treffen, das gleichzeitig ein Stockwerk weiter oben passiert: In einem gut beheizten Zimmer sitzt Verteidigungsminister Gerald Klug vier Rekruten gegenüber: Der eine ist Richtschütze in einem Panzer, der andere Sanitäter; der Dritte lernte als Pionier, wie man mit Motorsägen hantiert; und der Vierte im Bunde ist in der Kaserne quasi daheim – er ist Gardist.

Alle vier sind Grundwehrdiener, und bis auf den Panzersoldaten, der verlängert, werden sie dem Heer bald den Rücken kehren. Im April bzw. Mai heißt es „Abrüsten“ – und genau das macht die Herren für den Minister so interessant. Denn sein wichtigster Job ist in den nächsten Monaten, den Grundwehrdienst spannender zu machen. Und wer sollte dazu mehr Ideen haben als die Abrüster?

Deshalb sitzen sie also hier: der Pionier Raphael Suda, der Richtschütze Ademir Mirvic, David Spiegl von der Garde und Robert Vielnascher, der Sanitäter aus Korneuburg. „Erzählts einfach, was euch bei uns gestört hat. Gerade heraus, wir sind unter uns“, sagt der Ressortchef. Und die Burschen legen gleich los.

Eine Zumutung

Ihr erster Punkt: die Infrastruktur. „Die Bausubstanz ist an vielen Standorten eine Zumutung“, sagt Rekrut Spiegl.

Alte, baufällige Kasernen mit abgewrackten Toiletten- und Duschanlagen seien de-motivierend. Spiegl: „Beim Heer wird Fitness großgeschrieben. Das ist gut, allerdings frage ich mich: Wie sollen 120 Leute eine Kraftkammer benutzen, wenn darin nur drei Geräte stehen?“

Ja, wie, Herr Minister? Gibt’s mehr Geld? Immerhin hat das zuletzt auch die parlamentarische Bundesheer-Beschwerdekommission gefordert. „Ich will der Versuchung des Populismus widerstehen“, antwortet Gerald Klug. „Es wäre leicht zu sagen: ,Wir brauchen für alles und jeden mehr Geld, ich organisier’ das!‘ Aber das wäre unseriös, und ich bin ein Teamspieler, der sich dem Budgetpfad verpflichtet fühlt.“

Mit anderen Worten: Mehr Geld gibt’s – zumindest vorerst – nicht; aber man könne ja intern im Ministerium umschichten, um Verbesserungen zu finanzieren.

Ein anderes Reizthema ist der Sold. „301,38 Euro im Monat ist im Vergleich zu Zivildienern wenig – zumal viele davon auch das Benzin für die Fahrt in die Kaserne bezahlen müssen“, sagt Rekrut Suda. Auch hier sind sich die Soldaten einig: Als Wehrpflichtiger leiste man einen wichtigen Dienst. Der müsse doch so viel wert sein wie die Mindestpension (838 Euro).

Was das Geld anlangt, hat Gefreiter Vielnascher noch einen anderen Vorschlag: Könnte das Militär Sanitätern wie ihm nicht später, im Zivilleben, die Fortbildungskurse als Sani zahlen? Wäre das nicht ein Anreiz für eine Miliz-Karriere?

Die Frage mit dem fehlenden Geld, sie lässt sich an diesem Tisch nicht lösen.

Doch es gibt auch Vorschläge, die de facto kostenlos sind. Und der Ressortchef verhehlt nicht, dass ihn die besonders interessieren.

Einen bringt Richtschütze Mirvic: „Die Sport-Ausbildung bietet zu wenig Abwechslung.“ Natürlich sei Laufen ein gutes Ausdauer-Training. „Aber es wäre sinnvoll, viel öfter andere Sportarten einzustreuen. Fußball, Klettern. Und was spricht dagegen, ab und zu einen Wettbewerb zu veranstalten?“

„Da spricht gar nichts dagegen, ich nehme das gerne mit“, sagt der Minister.

Hart angefasst

Die 40 Minuten, die sein Stab für das Treffen veranschlagte, sind längst vorbei. Doch er ist neugierig geworden, und jetzt stellt der Politiker selbst ein paar Fragen: „Wie ist es mit dem Umgangston? Gibt’s da Probleme?“

Die Antwort ist überraschend unspektakulär: Nein.

„Wir wurden mitunter hart angefasst, aber es blieb immer korrekt. Unmenschliche Schikanen, die früher offenbar häufig vorkamen, sind heute eher Ausnahmen“, sagen die Rekruten. Und was ist mit der Stellung? „Wurdet ihr da gut vorbereitet und über das Heer informiert?“

Die jungen Soldaten überlegen – wie war das gleich?

Aber dann sind sie sich auch in diesem Punkt einig: „Wir wurden über viele Karriere-Optionen aufgeklärt, das ja“, sagen sie. Doch eigentlich war das meiste umsonst. „Es wurden falsche, überzogene Erwartungen erzeugt. Und wenn du dann im Heer beginnst, bist du vor allem eines: enttäuscht.“

Nichts kann Gerald Klug weniger gebrauchen als frustrierte Grundwehrdiener. „Da müssen wir etwas tun“, sagt er. „Und zwar schnell.“ Es geht um die Zukunft der Armee. Und auch um seine als Minister.

FSG-Peschek: Lieber rauchende Köpfe statt rauchende Füße!

Präsenzdienst-Reform nutzen um das Nachholen von Bildungsabschlüssen möglich zu machen.

„Bei der Wehrpflicht-Volksbefragung sprach sich die eindeutige Mehrheit der Jungen für die Abschaffung dieser sinnlosen Zeit aus. Auch wenn aufgrund des österreichischen Gesamtergebnisses die Abschaffung nicht möglich ist, so muss nun dringend der Präsenzdienst reformiert und im Rahmen der Möglichkeiten dieser auch sinnvoll gestaltet werden“, fordert der Wien Vorsitzende der FSG-Jugend Christoph Peschek.

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Pechek weiter: „Wir fordern, dass in Zukunft während der Wehrpflicht und des Zivildienstes die Möglichkeit zum Nachholen von Bildungsabschlüssen in der ‚Arbeitszeit‘ für alle geschaffen wird. Denn jährlich ‚verlieren‘ wir rund 10.000 Jugendliche in Österreich, welche nach der Pflichtschule weder Schule noch Lehre besuchen.“ Es gibt nun mit dem Jugendcoaching große Anstrengungen, um gegenzusteuern, dennoch wäre hier Handlungsbedarf. Zusätzlich sind alleine in Wien jährlich rund 1.000 bis 1.500 Lehrlinge, welche entweder gar nicht zur Lehrabschlussprüfung antreten oder diese negativ absolvieren. Bedingt durch die Bundesheer- oder Zivildienst-Unterbrechung, holen die meisten Jugendlichen diese Prüfung nie wieder nach und haben dadurch eine schlechtere Ausgangsposition in der Arbeitswelt, weniger Lohn bzw. Gehalt und Arbeitslosigkeit ist leider oftmals vorprogrammiert. Peschek: „Daher lieber rauchende Köpfe statt rauchende Füße durch schikanierende, sinnlose Märsche! Es gibt bereits genügend Steine auf den Weg in die Arbeitswelt für junge Menschen, daher sollten wir ihnen helfen diese aus dem Weg zu räumen und ihnen die Möglichkeit zu einem glücklichen, selbstbestimmten Leben in Würde ermöglichen.“

~ Rückfragehinweis: FSG-Wien-Presse Franz Fischill Tel.: (01) 534 44/39 266 Mobil: 0664/814 63 11 e-mail: franz.fischill ~

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS – WWW.OTS.AT ***

OTS0092 2013-03-25/11:39 

251139 Mär 13

Heeres-Minister startet Rekruten-Befragung

Alle 11.800 Grundwehrdiener bekommen ab heute Fragebogen. „Ich will wissen, wo der Schuh drückt“

Im Interview mit der Tageszeitung „Heute“ (Freitag-Ausgabe) kündigt der neue Verteidigungsminister Gerald Klug (SP), eine große Befragung aller Rekruten und „Heeres-Zeugnisse“ an. „Ich weiß, wie es ist, wenn man gegen die Zeit läuft“, sagt Hobbyläufer Klug. Bis Juni will der 44-Jährige mit Experten Vorschläge zur Heeresreform erarbeiten und den Zeitplan dabei strikt einhalten.

Er will per Fragebogen alle (!) 11.800 Grundwehrdiener an der Heeres-Reform teilhaben lassen. Klug: „Wir binden die Rekruten in den Prozess ein. Ich will wissen, wo der Schuh drückt.“

Noch am Donnerstag erging der Auftrag an die Kommanden, den Rekruten folgende Frage zu stellen: „Welche Ideen haben Sie zur Attraktivierung des Grundwehrdienstes“. Fünf Punkte sollen die Rekruten maximal nennen, anonym. Nur in welchem Monat sie sich befinden, soll dabei stehen. Ergebnisse erwartet Klug in zwei Wochen. Zur Reduktion der Leerläufe sagt Klug zu „Heute“: „Ziel ist, dass wir Vorkenntnisse ideal einsetzen. Warum soll es nicht beim Heer weitere Spezialisierung geben? Und darüber einen geeigneten Nachweis vom Bundesheer, etwa mit einem Zeugnis?

(ots.at)

Golan: Kroatische Soldaten werden UN-Mission beenden

Kroatien hat die Absicht bekanntgegeben, seine Teilnahme an der UN-Mission in Syrien zu beenden. Das kroatische
Kontingent ist Teil des Österreichischen UN-Bataillons am Golan. Der Abzug der Kroaten soll im Zuge der turnusmäßigen Rotation im Mai/Juni dieses Jahres stattfinden.

Das Bundesheer, das von dieser Absicht bereits informiert war, hat dazu eine Task Force im Generalstab eingerichtet. Die Task Force wird nun alle Maßnahmen und Folgerungen, die sich aus dieser Entscheidung ergeben, prüfen und beurteilen. Es ist Aufgabe der UN, einen Ersatz für die kroatischen Soldaten zu stellen.

Auf den Golan-Höhen sind 371 Österreichische Soldaten seit 1974 stationiert. Kroatien stellt seit 2008 insgesamt 89 Soldaten auf den Golan-Höhen. Unter anderem sind Indien und die Philippinen weitere Truppensteller.
Die Sicherheitslage auf den Golan-Höhen ist weiterhin angespannt. Die Österreicher, die auf den Golan-Höhen von allen Konfliktparteien wie auch den Nachbarstaaten – vor allem von Israel – sehr geschätzt sind, haben zwischenzeitlich mit der Situation umzugehen gelernt.
Alle Soldaten wurden speziell für diesen Einsatz in einer mehrwöchigen Ausbildung vorbereitet. Für ihren persönlichen Schutz verfügen sie über eine umfassende Ausrüstung wie Splitterschutzweste oder Schutzhelm. Alle Stützpunkte unserer Soldaten verfügen darüber hinaus über beschusssichere Schutzeinrichtungen. Für alle militärischen Missionen – daher auch für die UN-Mission am Golan – gibt es stets Planungen für eine mögliche Evakuierung. Diese Planungen sind Teil jeder Mission und werden ständig aktualisiert.

ots.at

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